Montag, 25. August 2014

Smogfrei in Peking

Ich war die letzten zwei Tage nicht so viel im Internet aktiv - das Wetter war einfach viel zu gut.

Samstag nach der Messe bin ich, wie beschrieben, die ersten Meter mit dem Fahrrad nach Hause gerollt, und danach ging die Welt unter. Es schüttete wie aus Eimern. Anscheinend sind solche Gewitter nicht ungewöhnlich; 2012 kamen bei den schwersten Regenfällen seit 60 Jahren nach offizieller Meldung 70 Menschen in Peking um. Schätzungen der internationalen Hilfswerke lagen weit drüber. Die Abwasserversorgung wurde mit den 24h andauernden Regenfällen nicht fertig, so dass das Wasser einen halben Meter auf den Straßen stand und vom Airport Expressway (einer Straße, die teils auf Stelzen gebaut ist) ein stetiger Wasserfall herabstürzte - auf voller Länge.

So schlimm war's glücklicherweise nicht, mich hat's auch gar nicht erwischt und das ist gar nicht der Punkt. Viel wichtiger ist, dass am nächsten Morgen (Sonntag) der Himmel komplett blau wie das Meer, die Sonne kräftig schien und die Luft nach rosa Rosen roch - ok, ich übertreibe leicht, aber das Wetter was DAS beherrschende Thema in der Stadt. "Hast Du schon gesehen, man sieht sogar die Berge..!" Wirklich was besonderes, anscheinend.

Smogfreier Blick auf Bei Hai und die Berge (bis 2300m)

Ich habe den Tag genutzt und bin mit Sack und Pack in ein Hutong-Hotel nach Gulou, knapp nördlich der Verbotenen Stadt umgezogen. Coole, nette Gegend mit haufenweise kleinen Gäßchen - aber bei dem Wetter ist Peking fast überall wunderschön. Die ganze Tristesse, die durch den Smog unweigerlich über die Stadt kommen muss, ist mit einem Mal weggeblasen, die Menschen sind gut drauf und laufen mit lächelnden Gesichtern durch die Stadt.

Blau-orange Symphonie - die Verbotene Stadt bei gutem Wetter
Den Abend konnte man einen unglaublichen Sonnenuntergang beobachten, der über Peking niederging, der die Berge von hinten beleuchtete mit den goldgelb leuchtenden Dächern der Verbotenen Stadt im Vordergrund. Dies genoss ich teils vom Pavillon auf dem Kohlehügel hinter der Verbotenen Stadt. Überall im Park hatten sich Gruppen zusammengefunden, die zusammen Musik machten - bourgeoises Liedgut, das unter der Kulturrevolution von Mao strikt verboten war, hab ich mir sagen lassen. Bis zu fünfzig Leute treffen sich mit Akkordeons und chinesischen Geigen und singen mit voller Inbrunst, was sich, während man durch den Bambus- und Eukalyptuswald zum Pavillion hochsteigt, zu einer vielschichtigen Melodie zusammensetzt.

Musizieren im Park - Feierabendvergnügen älterer Chinesen
Montag
Sprachkurs!! Ich hab tatsächlich schon fast alles wieder vergessen, vor allem die mühsam gelernten Vokabeln... Dafür strahlt die Sonne den 2. Tag in Folge. Kein Smog.

Nachmittags nochmal eine Fahrradtour um die verbotene Stadt gemacht. Bin gerade um die Südwestecke gebogen (schon innerhalb des Kanals) und denke mir, wie beeindruckend die Ausmaßen, die schroffe Mauer, die Türme und Pagodendächer sind, die man hin und wieder über der Mauer hervorblitzen sieht, da steht ein Chinese vor einem, der seinen mit Styropor ca. 2m hoch beladenen Elektrotransporthänger auf der Straße abgestellt hat, und einfach so an die Mauer pinkelt. Stärkeren Gegensatz hätte ich mir nicht ausdenken können.

Eckturm der Verbotenen Stadt bei bestem Wetter - ohne pinkelnden Chinesen

Abends traf ich mich mit der örtlichen Rotaract-Gruppe, einem netten Haufen junger Chinesen und Expats. Da ich die Handynummer der Organisatorin falsch eingespeichert habe, habe ich erstmal eine große Gruppe junger Expats angesprochen, die Firmenausflug hatten und vom Alter ins Schema gepasst hätten. Die haben mich angeguckt als sei ich frisch aus der Anstalt, als ich mich da mit Schwung in die Gruppe reinsetzte... :D

Gut Nacht allerseits!

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