Ja, das hat mich auf dem falschen Fuß erwischt. Da freue ich
mich auf Kuchenlamm mit Sahnewolle und Marmelade in Schichten dazwischen sowie
die gewöhnliche Schublade Ostereier und bekomme – Palmsonntag.
Die Äthiopier, lustiges Völkchen das sie sind, haben sich nicht
nur in den Kopf gesetzt, 13 statt 12 Monate zu haben, sie haben auch 12 Uhr um
6 Uhr morgens bzw abends und Ostern eine Woche später als der Rest der Welt. In Äthiopien bin ich übrigens 14 Jahre alt (wird einige jetzt nicht überraschen), der Kalender geht um 7 Jahre nach.
Als ich also heute morgen früh aufstand um in Richtung des
Dreifaltigkeitsklosters am Rand von Gondar aufzubrechen, war ich noch nicht so
wirklich in österlicher Freude – erstens war es dafür zu früh, zweitens hatte
ich noch nicht gefrühstückt, und drittens war jeder andere Mensch mit einer gesegneten
Palmenkrone gekrönt, die eindeutig auf Palmsonntag hinwies.
An der Kirche, einem 500 Jahre alten, der Arche Noah
nachgeahmten Bau aus Holz, mit Ziegenleder zusammengebundenem Papyrusstangen als Bodenbelag
und mit Strohbedeckung als Dach fand gerade der Palmsonntagsgottesdienst statt.
Die Kirche ist von einem Gelände eingemauert und während des Gottesdienstes
dürfen lediglich Priester in die Kirche. Die Männer links, die Frauen
rechts auf dem Gelände um die Kirche, insgesamt sicherlich um die 400 Leute. Die Frauen sind alle in
die weißen shamas, den traditionellen
halbdurchsichtigen Baumwolltüchern die überm Kleid getragen werden,
eingewickelt. Sehr beeindruckend!
Nach dem Gottesdienst und vor meinem Abflug nach Lalibela,
einer Stadt mit 30 000 Seelen, 700 km nördlich von Addis in 2800 m Höhe (schlafen
UND fit werden! Genial!) war es noch möglich mit viel gutem Zureden und einigen
Schein-baren Argumenten die Kirche selber zu besichtigen. Zu sehen sind
wunderschöne Fresci in diesem typischen Stil, den man auch von ostafrikanischen
Pergamentmalereien kennt. Auf der einen
Seite die Lebensgeschichte Mariens, auf der anderen Lebensgeschichte und
Passion Christi, auf der Stirn die Dreifaltigkeit und sämtliche äthiopische
Nationalheiligen. Wirklich, sehr beeindruckend! Es hat selbstverständlich nicht
die handwerkliche Qualität eines Michelangelo in der Sixtina, aber die Malereien
sind wunderschön und ein beeindruckendes Beispiel der äthiopischen Hochkultur.
Ab zum Flughafen! Dieser ist um einiges ausgebauter als der
letzte in Bahir Dar, trotz allem ist „ausgebaut“ relativ zu verstehen: Schafe stieben beim
Start der Maschine panisch blökend in alle Richtungen von der
Startbahn. Dem Pilot fehlt einfach seine Hupe! Ich erinnere mich an eine
Episode in Indien, wo unser Fahrer überzeugt war, dass unser Auto ein
Totalschaden sei – die Hupe funktioniere schließlich nicht. Unser Pilot wird sich ähnlich gefühlt haben.
Gelandet in Lalibela. Die Erde ist ockergelb bis –rot und durchzogen von staubtrockenen
Flussläufen. Die umgebenden Berge sind wild und erinnern an den Grand Canyon: Flache Sedimentschichten, die sich, durch Erosion steiler
und steiler werdend, bis auf weit über 4000 m hinaufziehen. Dort markiert ein Plateau den
Gipfel.
Atemberaubend.
Es gibt es keine Eukalyptusbäume mehr (die wurden 1880 durch irgendeinen idiotischen Kaiser aus Australien eingeschleppt und wuchern seither am ganzen Horn), sondern es herrscht eine Akazien-Zedernmischung vor, die die wüstenartige Gebirgslandschaft hin und wieder unterbricht. Wir fahren da und dort durch ein Dorf in traditioneller Tukul-Bauweise, rund, zweistöckig, lehmverputzt mit Holzgerüst und mit Strohhut gedeckt. Spielende Kinder hüten die Viehherden und kauen Zuckerrohr, Frauen waschen und holen Wasser an derselben Pfütze im Fluss, Männer pflügen die zur Fruchtbarkeitssteigerung abgebrannten Felder.
Atemberaubend.
Es gibt es keine Eukalyptusbäume mehr (die wurden 1880 durch irgendeinen idiotischen Kaiser aus Australien eingeschleppt und wuchern seither am ganzen Horn), sondern es herrscht eine Akazien-Zedernmischung vor, die die wüstenartige Gebirgslandschaft hin und wieder unterbricht. Wir fahren da und dort durch ein Dorf in traditioneller Tukul-Bauweise, rund, zweistöckig, lehmverputzt mit Holzgerüst und mit Strohhut gedeckt. Spielende Kinder hüten die Viehherden und kauen Zuckerrohr, Frauen waschen und holen Wasser an derselben Pfütze im Fluss, Männer pflügen die zur Fruchtbarkeitssteigerung abgebrannten Felder.
Nach 30 km / einer dreiviertel Stunde Fahrt (je nach Sichtweise) bin ich mittendrin
vorm Hotel. Das „Seven Olives“ klebt zentral und malerisch am Hang, der Blick auf die tieferliegende Canyonlandschaft im Hintergrund ist in seiner Schönheit nur unbefriedigend beschreibbar. Bäume spenden Schatten, die Möbel im traditionellen Stil sind
bequem, der Mangosaft frisch gepflückt, die Vögel zahlreich, farbenfroh und lautstark.
Ein guter Guide - genau die richtige Mischung aus
seriös, informativ und unaufdringlich - bringt mich und einen indischen Civil
Engineer aus Goa zu der ersten Gruppen der Felskirchen, für die Lalibela
berühmt ist.
Noch vor 1100 n.Chr. hat Kaiser Lalibela im Traum die
Eingebung gehabt, ein zweites Jerusalem zu bauen. Er solle dies, so seine
Erscheinung, am amharischen Fluss Yordanos
tun, und zwar im schönen Städtchen Roha,
wie Lalibela damals hieß.
Gesagt, getan, dachte sich der gute Lalibela und schuf
heran, was da so nötig ist, um ein zweites Jerusalem in Amhara zu bauen. Er hatte aber
ganz genaue Vorstellungen, wie das aussehen sollte: Statt auf den Fels gebaut sollten die Kirchen vielmehr in den Fels gehauen werden. Das bedeutet,
dass eine Kirche mit Maßen von bis zu 35m x 25m x 11m aus einem einzigen Fels besteht, der entsprechend ausgehöhlt wurde. Man steigt also elf Meter in den Fels hinunter, bevor man
im Erdgeschoss ankommt, einem Rundgang um die Kirche. Steht man auf dem normalen Boden, sieht man auf das
Dach der Kirche.
Insgesamt elf Kirchen hat der gute Mensch in 24 Jahren in
den Fels ritzen lassen, eine schöner als die andere. Einige wirken wie ein
komplettes, ganz normales Gebäude mit Dach, das von einer hohen Mauer umgeben ist. Andere sind
einfach präzise geschnittene Höhlen mit Säulen, Innenkuppeln, Seitenschiffen, Fresken und den tollsten Reliefen. Oben ahnt niemand, was sich unter ihm im Fels verbirgt.
Eine Kirche ist sogar ausgemalt. Diese Fresken in den Felsenkirchen sind aus dem 11. Jahrhundert. Saßen
wir da nicht gerade wieder auf den Bäumen, nachdem wir die Römer nicht mehr
ganz so dufte fanden?
Ich saß abends nicht auf, sondern unter den Bäumen und überblickte das Hochtal. Die Sonne versinkt hinter der Canyonlandschaft unter uns und taucht alles in Gelb-, dann in Rot- und schließlich in Lila- und Blautöne. Von den Felsklöstern weht das gesungene Abendgebet mit begleitendem Trommelschlag herüber, zwei Adler kreisen über der Stadt.
Ich saß abends nicht auf, sondern unter den Bäumen und überblickte das Hochtal. Die Sonne versinkt hinter der Canyonlandschaft unter uns und taucht alles in Gelb-, dann in Rot- und schließlich in Lila- und Blautöne. Von den Felsklöstern weht das gesungene Abendgebet mit begleitendem Trommelschlag herüber, zwei Adler kreisen über der Stadt.
Frohen Palmsonntag!
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