Sonntag, 18. März 2012

Erholung, nun aber wirklich


Nach den Schrecken von gestern war ich sehr froh, ein wenig mit den äthiopischen Freunden unterwegs zu sein – es macht einfach einen riesigen Unterschied ob man mit einheimischer Begleitung unterwegs ist, oder nicht. Für sie allerdings auch: sie werden auf einmal viel mehr angesprochen als normal, weil ich dabei bin.

Wir haben also gemütlich ausgeschlafen und sind dann zu Amanuels Haus gelaufen, wo es köstlichen Cappucino (die Italiener haben dieses Land nicht kolonialisiert, aber alles dagelassen, was gut schmeckt...) und Pfannkuchen, einmal mit Käse, einmal mit Marmelade gab.
Diesen Sonntag waren wir im Service der Beza International Church. Diese Kirche hat, anders als Emanuels Service letzten Sonntag, eine Denomination: Pentecoastal.
Einen großen Unterschied im Inhalt merkt man insofern nicht zwischen den beiden, als das beide mit Musik anfangen und dann der Pastor predigt.
Beza ist aber mit seinen 2500 jungen Leuten (Hauptsächlich vertreten: 20 – 30 Jährige) auf einer ganz anderen organisatorischen Stufe – man könnte meinen, man ist mitten im Bible Belt in Amerika, technologisch gesehen – und inhaltlich auch.
Das Ganze fängt mit ohrenbetäubendem Christian Rock an, alle singen aus voller Kehle mit und stimmen sich ein auf das, was da kommen mag.
Bevor nun der Pastor (Bruder von AZ, einem richtig lustigen und netten äthiopischen Amerikaner) das Wort ergreift, wird zuerst ein Film, „Beza Updates“, auf allen Beamerleinwänden und Samsung-Flatscreens gezeigt – mitten in der Messe. Dort wird zur Beza-Konferenz in Las Vegas im April eingeladen. Warum die Beza, eine Kirche, die in Addis gegründet wurde, eine Konferenz in Las Vegas macht, habe ich nicht verstanden, aber nun gut: Die katholische Kirche wurde auch nicht in Rom gegründet und hält trotzdem dort Hof. Etwaige Analogien sind selbstverständlich unbeabsichtigt...

Nach der Predigt heißt es „Service dismissed“ und jeder sieht und wird noch ein wenig gesehen.
Ich bin Katholik, das habe ich gemerkt: Die Betonung aller Protestanten auf den Glauben, der allein heilt (ohne die entsprechenden Taten), ist mir zu einfach. Ich kann doch nicht auf der einen Seite meine Frau und meine Kinder schlagen, mit der Frau meines Nachbarn schlafen und meinen Bruder bestehlen und trotzdem ist alles heile Welt, solange ich nur glaube, dass Gott der Größte ist.
So hat sich das nämlich angehört.

Nachmittags, auch das mittlerweile traditionell, geht es in ein Restaurant, wo sich die ganze Clique zum Mittagessen trifft, was normalerweise in einen gemütlichen Abend bei irgendwem mündet. So auch hier, wo sich Mike (noch ein lieber Äthiopier) netterweise bereiterklärt hat uns in seinem Domizil, der ehemaligen Residenz des mexikanischen Botschafters aufzunehmen.
Ich sage Euch, das Haus ein 70er-Jahre-Traum von einem Bungalow inkl. Klinker, Mustermosaik im Badezimmer und flauschigem Teppich – nur leider nicht mehr taufrisch alles. Davor Mike’s Wagen, ein wunder- WUNDERschöner, mit Liebe zum Detail restaurierter Benz aus den 50ern in Silber. Dies alles eingebettet in einen riesigen Garten. Dies ist eine absolute Rarität in Addis, seit die Sozialisten unter Mengistu Kaiser Haile Selassie gestürzt haben und solche Parzellen zum Wohle der Bevölkerung aufteilten.

So ging ein weiterer Tag vorbei – viel zu schnell.

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