Die ersten Wolken ziehen auf! Seit Wochen
warten die Menschen in Äthiopien auf die sogenannte „mini rain season“, eine
Regenzeit in Kurzversion. Diese soll zwei bis drei Tage dauern und bringt den
Bauern die entscheidende Menge Feuchtigkeit um ihre gesäte Ernte
durchzubringen. Fällt die Miniregenzeit aus, fällt die Ernte aus.
Trotz der dunklen Vorboten am Himmel hatten
Anna und ich ein Contract Taxi gemietet um im Frühtau zur italienischen
Botschaft zu fahren. Dort würden wir zufällig ebendiesen Botschafter treffen,
der uns daraufhin, dermaßen beeindruckt von uns beiden, zu seinen persönlichen
Attachées machen wollte – Limousineservice mit „Corps
Diplomatique“-Kennzeichen,
Diplomatenstatus, Wohnung in der Residenz des Botschafters und ein fürstliches
monatliches Taschengeld inklusive.
So mein Traum.
Doch nein, wir waren lediglich dort um uns ein
Springreitturnier (Jumping Competition) anzuschauen. Die deutsche
(selbstverständlich), die englische, die französische und die italienische
Botschaft haben nämlich ihre eigenen Ställe, die regelmäßig Dressur- und
Springturniere gegeneinander abhalten. Addis hat auch noch 2 Reitvereine, die
sind auch noch von der Partie. Um die Pferde zu diesem Zwecke von einer
Botschaft in die andere zu bekommen, werden sie nicht etwa in einen Hänger
verladen, nein nein. Warum etwas auf Räder stellen, wenn es sich doch selber
fortbewegen kann?
So sieht man vor und nach den Turnieren
Hunderte von stolzen Pferden von einem Ende der Stadt zum anderen Ende der
Stadt ziehen, auf der Ring Road (Durchschnittsgeschwindigkeit 80 km/h) genauso
wie durch Slums auf irgendwelchen holperigen Staubpisten zwischen
Wellblechhütten. Ein absurder Anblick.
Wir gingen also in die Parkanlage, die
italienische Botschaft heißt (wir gingen gut 10 Minuten mitten durch das
Gelände, das eigentliche Gebäude habe ich noch nicht mal gesehen) auf das
Reitareal zu, wo uns die Stimme von Dominique, der Kampfrichterin, aus den
Lautsprechern entgegenschallte. Ich dachte zuerst, die Stimme sei ziemlich männlich.
Dominique, Französin, Mitte 60, Schlabber-T-Shirt mit Lederbauchtasche lebt
seit 40+ Jahren in Addis und spricht 4 Sprachen (Französisch, Englisch,
Amharisch, Italienisch) flüssig aber keine einzige davon wirklich gut.
Amharisch nicht, wegen ihres französischen Akzents. Italienisch nicht, wegen
ihres französischen Akzents. Englisch nicht, wegen ihres französischen Akzents.
Französisch nicht, wegen ihres amharisch-italienisch-englischen Akzents.
Dominiques Lieblingsbeschäftigung ist es,
einem Reiter ein: „Aim sohry, ju did not kompliete sö schömp kurse, so ju ’äv
biehn öliminätöde!“ bei voller Lautstärke durch das Mikrophon entgegen zu schleudern
– wenn sie nicht vergas, das Mikrofon anzuschalten.
Wenn ihr das jetzt nicht verstanden habt, geht
es Euch wie mir.
Das Springen an sich war aber sehr
eindrucksvoll! Es gibt einige wunderschöne Pferde, die Hürden waren aus
Tropenhölzern gefertigt und das Wetter wunderbar. Nur der äthiopische Reitstil
war teilweise ein wenig gewöhnungsbedürftig – aber seht selbst! (Bilder folgen morgen)
Das „Schömping“ war beendet.
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