Donnerstag, 15. März 2012

Häkchen setzen


Uuuh, heute ging es früh los.

Um zehn nach sieben kam der Bus von New Life College, Akaki Campus an der Bole Bras an, um uns einzusammeln.
Wieso New Life und wieso so früh?

Gegen neun Uhr erwarteten wir eine kleine Horde von Vertretern der österreichischen Journaillie, die sich die österreichischen Entwicklungsprojekte draußen in Bahir Dar angeschaut haben, danach ein wenig in Addis herumgekarrt wurden um schließlich bei New Life in Akaki zu landen. Hier sollten sie sich mal "ein österreichisches Grassrootprojekt anschauen", wie die mitreisende Vertreterin der ADA(Austrian Development Agency) den guten Leuten erklärte. Der Reiseplan sah danach einen Besuch bei der UN und der GIZ vor.

Ösis mit Amu vor College
Amanuel und ich also besonders schnieke in bestem Business-Attire, Anna in Hosenanzug und ab die Post. Wunderbarerweise war vielen Lehrern (wir haben beim NLCC nur sechs) gar nicht bewusst, dass wir heute Besuch bekämen - da schien es einen Kommunikationsaussetzer zwischen Management von New Life und dem Lehrkörper gegeben zu haben. Also schnell alles für eine Kaffeezeremonie vorbereitet und noch einmal kontrolliert, dass das College ordentlich aussieht bevor auch schon der Konvoi an weißen Corps-Diplomatique-4x4's zum Tor reingefahren kam.

Kleine, der Standard, OE1 und noch ein paar Medien waren vertreten. Angenehme Leute eigentlich, denen wir ein wenig über die Geschichte vom College und von Project-E erzählen wollten. Wie schön, dass uns da eine Norwegerin mit ihrer Anwesenheit beglückte, Ende 50/Mitte 60 die Dame, die gerade lt. eigener Schilderung ihren Master fertig macht und einen Großteil der Daten dafür am NLCC recherchierte. Diese wunderbare Dame nahm uns liebenswerter Weise den Job ab, ein paar Fakten über College und Verein loszuwerden, so dass wir später wenig zu tun hatten, außer diese Fakten richtigzustellen.

Da wir ja die äthiopische Partnerorganisation wechseln, müssen wir dies einigen unserer Geldgeber, ob nun in Äthiopien, in Österreich oder in Deutschland begründen.
Zu diesem Zweck hatten Amanuel und ich nachmittags einen Termin mit dem Ehemann der österreichischen Botschafterin, der das Projekt Matrix mitleitet - ein Körper, der aus den Ehepartnern der einzelnen Botschaftern besteht, die einmal im Monat zusammen kommen und über die besondere Förderung verschiedener kleiner Entwicklungsprojekte wie beispielsweise Project-E zu entscheiden. Die hatten, verständlicherweise, darum gebeten, dass wir ihnen einmal erklären, warum dieser Wechsel angezeigt sei.


Der Termin war sehr angenehm und problemlos - im Gegenteil, wir haben weitere Hilfe angeboten bekommen. Das könnte in den kommenden Monaten sehr hilfreich werden, speziell da wir ja einige größere Investitionen im Hinblick auf das Business Centre vor uns haben.

Hernach war der Tag vorbei, Amu und ich hingen beide völlig in den Seilen. Also ab in die Kebele-Bar, einem kleinen Park-ähnlichen Areal mit Tennisplatz ganz in der Nähe von unserer Wohnung.
Dazu muss man wissen, dass Äthiopien in Bundesländer unterteilt ist wie Deutschland. Eines davon ist Addis, ganz analog zu Berlin. Addis, immer noch sehr analog zu Berlin, ist unterteilt in Subcities, also Stadtteile. Hier heißen die nicht Prenzelberg oder Mitte, sondern Kazanches (UN, AU usw. haben dort ihre riesigen HQ's),  Yeka (bissl ausserhalb, Selam liegt dort), Bole (meine Hood) und viele weitere mehr. Diese Subcities sind unterteilt in Kebeles, die von einem Kebele-Vorsteher verwaltet werden. Es gibt entsprechende Kebele-Bars, in denen, man glaubt es kaum, von der Regierung bezuschusstes Bier ausgeschenkt wird: A Hoibe für 7 Birr, ziemlich genau ein drittel Euro.
Behailu, Äthiopiens wandelnde Enzyklopädie 

Saba, Amanuels Freundin

Kebele-Bar



Der Himmel.

Abends ging's in Guy's Bar. Guy ist Franzose, hat eine wirklich lustige, ziemlich günstige Bar, die lt. Schilderung meiner äthiopischen Bekannten hier generell vollgestopft mit Expats ist.

Erinnert Ihr Euch an die Atmosphäre der ersten Schuldisco, im Schullandheim oder in der Schulturnhalle oder so? Nach dem Motto, das ist jetzt eine Disco, da muss ich Spaß haben, weil doch alle beim Weggehen Spaß haben? Und jeder zerplatzt unter dem Druck seiner Hormone - damals pubertätsbedingt, jetzt durch die Unverbindlichkeit aufgrund der kurzen Aufenthaltsdauer im Land - und weiß aber nicht, wie man diesen Druck ohne totalen Alkoholabsturz Linderung verschaffen kann? Eine ungemein unverkrampfte, gelöste Stimmung war das!

Hab's krass genossen und war um halb eins im Bett.

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