Mittlerweile arbeite ich fast täglich bei Selam in deren
Technical und Vocational College oben in den Bergen. Mittags heizen wir mit Ato
Zenebe, dem General Manager von Selam, in seinem Biest von brandneuem, weißen
4x4 (Toyota LandCruiser mit 2xx PS, SEHR
empfehlenswert) den direkten, ziemlich steilen Weg durch die Wellblechhütten
über die staubigen und sehr steinigen Pisten von Yeka in das Selam Children
Village. Yeka ist der Hügel an dem auch Selam klebt und gleichzeitig der
Namensgeber des Kebeles. Selam bezieht alle seine 5000 Schüler und Azubis aus
diesem Kebele.
Vor dem Toyota versucht noch eine Handvoll Hühner panisch
flatternd auf die andere Straßenseite zu kommen, drei Esel tragen gleichmütig
jeder einen Meter Mehlsäcke auf ihrem Rücken und scheren sich einen Dreck um
das hupende weiße Ungeheuer mit seinem brüllendem Motor hinter ihnen, dessen
Kuhfänger das ausladende Hinterteil des letzten der drei Zeitgenossen stupst.
An der Straßenseite verkaufen hutzelige Frauen mit
lückenhafter Zahnausstattung auf den shamas,
den weißen Baumwolltüchern die alle Frauen hier tragen, Tomaten, Kartoffeln,
Salat, Zwiebeln oder Ingwer. In einer Lücke zwischen zwei Wellblechhütten
fliegt eine zur Unkenntlichkeit getretene Pepsidose ins Tor, dem Eingang zu
einer der beiden Wellblechhütten. Der resultierende Fluch aus dem Inneren der
Hütte geht unter im hohen „Messi! GOOOOOOOOOOL! ManU!“ – Geschrei der
begeisterten Teamkameraden. Als sie das Auto sehen, wird Messi schlagartig
uninteressant und laute „Ferenji!“ –
Rufe begleiten uns die Straße hinunter während uns die Meute hinterher rennt.
Wir fahren ein paar Meter über Asphalt um dann in das
Children Village einzubiegen. Hier gibt es zwei Restaurants, ein
internationales und ein nationales, in dem die Koch- und Restaurant-Azubis
ihren Praxisteil ableisten. Alles was hier verkocht wird (mit Ausnahme der
Nudeln und des Reis, das Zeug wird eingekauft) wurde von Selam gezogen oder
gezüchtet. Das Essen ist so frisch, weil es tagesaktuell gepflückt wird und es
schmeckt wahnsinnig gut. Im Übrigen gibt es ein 5-Gänge-Menü für 75 Birr (3
Euro), ein Getränk sowieso ein Kaffee inbegriffen.
Gewinn machen sie keinen, aber es ist ja ein Lehrbetrieb und so wird das Betriebsergebnis des Restaurants als „Lehrausgabe“ verbucht.
Ein Höhepunkt jeden Tages!
Nachher ist ein Mittagsschläfchen jedoch Pflicht.
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