Mittwoch, 28. März 2012

Haute cuisine aus der Schweiz


Mittlerweile arbeite ich fast täglich bei Selam in deren Technical und Vocational College oben in den Bergen. Mittags heizen wir mit Ato Zenebe, dem General Manager von Selam, in seinem Biest von brandneuem, weißen 4x4 (Toyota LandCruiser mit 2xx PS, SEHR empfehlenswert) den direkten, ziemlich steilen Weg durch die Wellblechhütten über die staubigen und sehr steinigen Pisten von Yeka in das Selam Children Village. Yeka ist der Hügel an dem auch Selam klebt und gleichzeitig der Namensgeber des Kebeles. Selam bezieht alle seine 5000 Schüler und Azubis aus diesem Kebele.

Vor dem Toyota versucht noch eine Handvoll Hühner panisch flatternd auf die andere Straßenseite zu kommen, drei Esel tragen gleichmütig jeder einen Meter Mehlsäcke auf ihrem Rücken und scheren sich einen Dreck um das hupende weiße Ungeheuer mit seinem brüllendem Motor hinter ihnen, dessen Kuhfänger das ausladende Hinterteil des letzten der drei Zeitgenossen stupst.
An der Straßenseite verkaufen hutzelige Frauen mit lückenhafter Zahnausstattung auf den shamas, den weißen Baumwolltüchern die alle Frauen hier tragen, Tomaten, Kartoffeln, Salat, Zwiebeln oder Ingwer. In einer Lücke zwischen zwei Wellblechhütten fliegt eine zur Unkenntlichkeit getretene Pepsidose ins Tor, dem Eingang zu einer der beiden Wellblechhütten. Der resultierende Fluch aus dem Inneren der Hütte geht unter im hohen „Messi! GOOOOOOOOOOL! ManU!“ – Geschrei der begeisterten Teamkameraden. Als sie das Auto sehen, wird Messi schlagartig uninteressant und laute „Ferenji!“ – Rufe begleiten uns die Straße hinunter während uns die Meute hinterher rennt.

Wir fahren ein paar Meter über Asphalt um dann in das Children Village einzubiegen. Hier gibt es zwei Restaurants, ein internationales und ein nationales, in dem die Koch- und Restaurant-Azubis ihren Praxisteil ableisten. Alles was hier verkocht wird (mit Ausnahme der Nudeln und des Reis, das Zeug wird eingekauft) wurde von Selam gezogen oder gezüchtet. Das Essen ist so frisch, weil es tagesaktuell gepflückt wird und es schmeckt wahnsinnig gut. Im Übrigen gibt es ein 5-Gänge-Menü für 75 Birr (3 Euro), ein Getränk sowieso ein Kaffee inbegriffen.
Gewinn machen sie keinen, aber es ist ja ein Lehrbetrieb und so wird das Betriebsergebnis des Restaurants als „Lehrausgabe“ verbucht.

Ein Höhepunkt jeden Tages!

Nachher ist ein Mittagsschläfchen jedoch Pflicht.

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