Samstag, 17. März 2012

Piazza

WOCHENENDE!

Ein wenig die Stadt anschauen, und vielleicht die ersten Mitbringsel einsammeln - so war der Plan für heute

Zu diesem Zweck packe man ein: Geld, Schlüssel, Handy, Oona (finnische Bekannte und Freundin von Anna).

Also auf zu Bole Bras, der Busstation um sich, wie sonst jeden Wochentag auch, sehr routiniert und "einheimisch" in ein "Taxi" direkt  nach Piazza zu werfen (werden viele Anführungszeichen heute...).

Wie gesagt, so der Plan.
Ging nur leider kein Taxi nach Piazza. Oona und ich (vor allem ich) stehen also ein wenig orientierungslos unter der Bole Brücke, die Definition des Ferenji.

Und wie Kuhmist Fliegen anzieht, zogen wir beide Schlepper an:"Contract, contract? 300 Birr, I drive you!", "Hey you! Ferenjou! Where you go? Good price!"
Ernsthaft, wir hatten sicherlich so 35 Leute um uns rum, die lautstark nur eins wollten: Geld, und zwar für die verschiedensten Dinge. Oder auch gerne für gar nichts.

Endlich hatten wir einen Minibus ergattert. Steige mit einem Bein in den Bus, da spüre ich doch, wie sich mein Handy aus meiner Tasche bewegt, als würde es rausfallen - dabei kann ein Handy doch nicht nach oben aus einer Tasche fallen, denke ich mir? DAISTWASFAULIMSTAATEÄTHIOPIEN! (frei nach Shakespeare)

Schaue nach unten, sehe mein Handy beim Verlassen meiner Hose gerade noch einmal aufblitzen, da ist meine Tasche schon merklich leichter. Ohne Nachzudenken oder zu schauen packe ich mehr im Reflex nach hinten, bekomm das schuldige Handgelenk zu fassen, schaue in das Gesicht eines Mitte-20-jährigen, sehr verdutzten, schäbig gekleideten Äthiopiers - die Hand ist aber schon wieder leer, das Handy nicht mehr drin.

Immer noch halb am Einsteigen schmeiße ich den guten Kerl am Handgelenk an mir vorbei ins Taxi hinein und verstelle den Eingang: "Where is my mobile. WHERE IS MY MOBILE! GIVE ME MY MOBILE!"

Ich war so wütend.


Der Dieb versucht eine Unschuldsmiene zu machen, ihm ist die ganze Sache offensichtlich aber nicht so ganz kosher - das kann ich ihm ehrlich gesagt auch nicht übel nehmen. Wäre ich an seiner Stelle hätte ich mir ein wenig in die Hose gemacht.

Conductor und Driver haben mittlerweile mitbekommen, was da vor sich geht, schmeißen sich unter meinen ausgestreckten Armen in den Bus hinein und vermöbeln den jungen Gentleman wie die Wiesn-Security einen Besoffenen. Wirklich übel.
Keine 10 Sekunden später habe ich mein Handy wieder in der Hand und meine erste Lektion in Sachen "Mob Justice" abgeschlossen - mir wurde der Übeltäter vorgeführt und sehr deutlich gemacht, dass es meine Aufgabe wäre, ihn weiter zu malträtieren. Dass das nun nicht wirklich meiner Vorstellung von Gerechtigkeit entsprach, wurde mit Kopfschütteln von Seiten der Menge quittiert.
Ich glaube in Äthiopien werde ich meine kleinkriminellen Aktivitäten noch ein wenig auf Eis legen...
Der gemütliche Zeitgenosse, der meinen Störenfried schlagkräftig überzeugte, mir mein Handy zurückzugeben
Dabei ist das noch gar nichts.
Ich erzählte diese Geschichte einem kenianischen Freund am selben Abend und der meinte, der Kerl hätte noch Glück gehabt, dass er in Addis stiehlt: In Nairobi, gleich welcher Stadtteil, wird ein gefangener Taschendieb in einen Stapel Autoreifen gesteckt, der daraufhin angezündet wird.
Sollen sie doch mein Handy haben, bevor sie draufgehen...

Heimgekehrt von der Piazza teilten wir (Amu samt Freundin Saba sowie ein paar äthiopische Freunde) uns eine Shisha und genossen ein frisch gezapftes St. George. Nötig war's auf alle Fälle.
Abendstimmung in Addis



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